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Bezirksversammlung unterstützt Gedenkort für getötete Kinder von Zwangsarbeiterinnen

Auf dem Ohlsdorfer Friedhof sind 248 Kinder von Zwangsarbeiterinnen bestattet. Die Kinder waren oft grausam durch schlechte Ernährung und Vernachlässigung zu Tode gekommen. Der Verein Garten der Frauen wird mit einem Würfel, bestehend aus einzelnen Glassteinen mit den Namen der Opfer, einen Gedenkort schaffen. Damit soll das unvorstellbare Leid dieser jungen Opfer des Nationalsozialismus in Erinnerung bleiben. Die Bezirksversammlung Hamburg-Nord unterstützt das Vorhaben auf Antrag von GRÜNE und SPD mit rund 14.250 Euro. Weitere Spenden sammelt der Verein gerade noch.

Angelina Platz (GRÜNE), Sprecherin für Haushaltsangelegenheiten: „Mich hat das Schicksal der ermordeten Kinder sehr bewegt. Deshalb war es mir und der GRÜNEN Fraktion ein besonderes Anliegen, den Garten der Frauen dabei zu unterstützen, diesen wichtigen Gedenkort schaffen zu können. Es muss unfassbar grausam für die Mütter gewesen sein, ihre Kinder unter solchen Umständen zu verlieren. Umso wichtiger ist, dass wir auch bald 80 Jahre nach dem Ende des NS-Regimes die Erinnerung an Leid und Schmerz wachhalten und nie wieder zulassen, dass solch eine Verrohung Einzug hält.

Ich freue mich, wenn noch viele weitere Spender*innen dazu beitragen, dass dieses Kunstwerk mit seiner wichtigen Botschaft wie geplant im März 2022 eingeweiht werden kann. Ein Glaswürfel kostet 100,- Euro.“

Sebastian Haffke (SPD), Vorsitzender im Haushaltsausschuss„Wie viele Säuglinge und Kinder in der Zeit des Nationalsozialismus auf so schreckliche Weise in Hamburger Lagern ums Leben kamen, ist immer wieder grauenvoll zu hören. 248 von ihnen wurden damals auf dem Ohlsdorfer Friedhof begraben. Dass der Verein Garten der Frauen im Gedenken an die dann endlich wieder sichtbaren Opfer und gegen das Vergessen heute, aber leider auch das Wegschauen damals, einen Erinnerungsort schaffen möchte, finden wir ungemein wichtig. Mit jedem einzelnen Stein, jedem einzelnen Namen geben wir diesen bisher namenlosen Opfern ihre Würde zurück. Wir als SPD-Fraktion unterstützen aus diesem Grund den Verein und freuen uns, dass die Bezirksversammlung Nord für dieses Projekt die finanziellen Mittel bereitstellt. Wir danken auch allen anderen Spender*innen für ihre Beteiligung.“

Rita Bake, Vorstand Garten der Frauen e.V.: „Mit einem bunten Glaswürfel, der im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof aufgestellt wird, möchte der Verein Garten der Frauen e. V. auf das bisher kaum in der Öffentlichkeit bekannte Leid der schwangeren und gebärenden Zwangsarbeiterinnen sowie ihrer Säuglinge und Kleinkinder aufmerksam machen. Dank der Forschungen von Margot Löhr wurden die Namen und Daten der Mütter und Kinder sowie die Namen der von der Zwangssarbeit profitierten Firmen  bekannt. 248 Kinder wurden in den letzten Jahren der Herrschaft des nationalsozialistischen Regimes auf dem Ohlsdorfer Friedhof bestattet. Doch ihre Grabstellen sind schon längst aufgegeben. Mit diesem bunten Glaswürfel will der Verein Garten der Frauen den Kindern ihre Namen zurückgeben.“  

Hintergrund

Mindestens 418 Säuglinge und Kinder von Zwangarbeiterinnen aus 16 Nationen starben während des Nationalsozialismus durch Vernachlässigung und Unterernährung in Hamburger Lagern und Krankenhäusern. Die meisten wurden nur wenige Monate alt. Viele der verschleppten Frauen waren so genannte „Ostarbeiterinnen“ und damit in den Augen der Nazis „Untermenschen“. Deshalb wurden die meisten Frauen zu traumatischen Abtreibungen gedrängt, da die Kinder ebenfalls als „schlechtrassig“ galten.

Die Mütter, die dennoch gebaren, hatten keine Chance, sich um ihre Kinder zu kümmern, da sie bereits eine Woche nach der Entbindung wieder täglich zehn bis zwölf Stunden Zwangsarbeit verrichten mussten. In den Lagern wurden sogannnte „Ausländerkinder-Pflegestätten“ eingerichtet, in denen die Säuglinge und Kleinkinder unter schlimmsten Bedingungen lebten. Der Tod der Kinder wurde bewusst einkalkuliert.

Auf dem Ohlsdorfer Friedhof wurden 248 Kinder von Zwangsarbeiterinnen bestattet. Aber nur 18 Namen auf kleinen Kissengrabsteinen erinnern heute an diese Verbrechen. Deshalb wird der Garten der Frauen e.V. alle Namen der bisher bekannten 248 Säuglinge und Kinder auf bunte Glassteine (9×9 cm) gravieren, die zu einem etwa einen Meter hohen Glaswürfel zusammenfügt werden. So wird ein Gedenkort entstehen, der an das unfassbare Leid der Kinder und ihrer Mütter erinnert. Neben der Unterstützung durch die Bezirksversammlung Hamburg-Nord ist der Verein auf weitere Spenden angewiesen, um wie geplant im März den Gedenkort einweihen zu können.

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