In der Sitzung des Ausschusses für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität am 23. Juli haben die Fraktionen von SPD, CDU und FPD einen gemeinsamen Antrag eingebracht, der eine umfassende Prüfung des derzeitigen Planungsstandes der Radroute Plus vorsieht – inklusive der Prüfung, die Planungen vom Bezirksamt Hamburg-Nord zurück auf die zuständige Fachbehörde auf Landesebene zu übertragen.
Die Radroute Plus sollte von Bad Bramstedt bis nach Hamburg an die U-Bahn-Station Sengelmannstraße führen. Allerdings ist die Realisierung in Schleswig-Holstein derzeit weitestgehend offen. Ursprünglich hat sich die Bezirksversammlung vor etwa fünf Jahren dazu entscheiden, die Planungen für die Radroute, einem für die Verkehrsbehörde sehr wichtigen Projekt, mitzutragen. Grundlage war dabei eine zuvor entwickelte Machbarkeitsstudie auch für andere Radrouten-Projekte. Seitdem hat sich die Bezirksversammlung ab 2023 immer wieder intensiv mit den konkreter werdenden Planungen der einzelnen Teilstücke befasst.
Tina Winter (SPD), Fraktionsvorsitzende und Sprecherin für Mobilität:
„Seitdem wir uns in der Bezirksversammlung mit den Planungen beschäftigen, vertieft sich zunehmend der Eindruck, dass die hohen Ansprüche des Ausbauformats Radroute Plus auf dem ausgewählten Hamburger Gebiet nur schwer zu realisieren sind. Ebenso sehen wir noch Schwachstellen in der gesamten Planung, beispielsweise mit Blick auf die Auswirkungen für Fußgängerinnen und Fußgänger. Charmant ist nach wie vor die derzeit geplante Entwicklung des etwa fünf Kilometer langen mittleren Teilstücks auf der ehemaligen Gütergleistrasse, deren Planung und Bau allerdings sehr anspruchsvoll sind – bei weiterhin nicht vollständig geklärten Fragen hinsichtlich der zu erwartenden Kosten.
Hinsichtlich der Projektgröße und der finanziellen Verantwortung könnte die Realisierung allein schon dieses Mittelstücks als Bauwerk von gesamtstädtischer Bedeutung gelten. Wir sind daher zur Ansicht gelangt, dass die Verantwortung dafür insgesamt bei der Verkehrsbehörde liegen muss. Das Projekt sollte nicht um jeden Preis als politisches Prestigeprojekt umgesetzt werden. Dafür muss es sich sinnvoll in bereits vorhandene Strukturen für den Radverkehr einfügen und in einem vertretbaren finanziellen Rahmen verwirklicht werden, gegebenenfalls eine Nummer kleiner. Ob das möglich ist und ob dann der Ausbau der Radinfrastruktur im betroffenen Teil im Standard Radroute Plus immer noch möglich und gewünscht ist, das muss die Fachbehörde entscheiden.“
Ralf-Martin Diedrich (CDU), verkehrspolitischer Sprecher:
„Mobilität und sichere Radinfrastruktur sind zentrale Bausteine einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung. Besonders begrüßen wir das mittlere Teilstück der Radroute Plus, da es ein hohes Potenzial für Akzeptanz in der Bevölkerung birgt. Es bestehen jedoch große Bedenken hinsichtlich der Zu- und Ableitungen, die für die Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern bislang nicht ausreichend geklärt sind.
Es ist bedauerlich, dass die Radroute, die ursprünglich als überregionale Lebensader geplant war, nun auf eine verkürzte Teilstrecke im Hamburger Gebiet reduziert werden soll, die diesen Ansprüchen nicht gerecht wird. Insbesondere die Führung durch die Fibigerstraße und den Neuberger Weg, in denen täglich Kita- und Schulkinder unterwegs sind, birgt unvertretbare Sicherheitsrisiken. Diese aktuelle Planung geht zu Lasten Dritter und gefährdet die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer. Zudem droht im südlichen Alsterdorf eine Verlagerung des Rad- und Autoverkehrs in Wohngebiete, was zu erhöhtem Lärm und deutlichen Einbußen bei der Lebensqualität führt.
Wir fordern daher eine stimmige, ganzheitliche Lösung, die das Potenzial des mittleren Teilstücks nutzt und gleichzeitig die Sicherheit und Lebensqualität aller Bürgerinnen und Bürger berücksichtigt.”
Monika Grodt-Kuhn (FDP), Mitglied im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität:
„Die Radroute Plus, die Hamburg mit Bad Bramstedt verbinden soll, ist ein Projekt, das wir mehrfach kritisiert haben. Trotz der großen Ankündigungen und Erwartungen sehen wir in vielen Abschnitten die Umsetzung als gescheitert an. Wesentliche Punkte, wie die klare Finanzierung und eine umfassende Bürgerbeteiligung, wurden bislang nicht transparent dargelegt. Besonders die Anwohnenden in den betroffenen Gebieten wurden weder ausreichend informiert noch gehört, was das Vertrauen in das Projekt erheblich erschüttert.
Die geplanten Maßnahmen, darunter der Umbau von Straßen zu Fahrradstraßen, drohen den städtischen Gesamtverkehr in Hamburg Nord weiter zu belasten. Statt einer Verkehrsflussoptimierung, wie sie vom Senat 2018 ausgerufen wurde, droht nun ein Zuwachs an Staus und verstopften Straßen. Die engen Straßenverhältnisse werden die Anwohnenden zusätzlich belasten und den Verkehrsfluss weiter verschlechtern. Zudem ist der geplante Zick-Zack-Kurs der Radroute kaum von Radfahrenden zu akzeptieren. Viele werden die Strecke aufgrund der hohen Gefährdung nicht nutzen, was die Effektivität des Projekts erheblich einschränken wird. Es ist offensichtlich, dass hier eine Lösung umgesetzt wird, die weder den Bedürfnissen der Radfahrenden noch den Anforderungen an eine sichere und nachhaltige Verkehrsplanung gerecht wird.
Auch wir sind zu der Ansicht gelangt, dass die Verantwortung für die Radroute Plus insgesamt bei der Verkehrsbehörde liegen und somit aus der Verantwortung des Bezirksamtes herausgelöst werden muss.“
Der vom Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität am 23. Juli beschlossene Antrag (Link)
